Samstag, 30. Januar 2016

Im wilden Osten

Besser spät als nie: eine kurze Nachlese zu meiner ersten "Frontiersmen"-Lesung.

Am 22. Januar war ich bei der Phantopia-Bibliothek in Ilmenau in Thüringen zu Gast. Nachdem mich mein Eisernes Pferd durch tiefverschneite Wälder bis zu meinem beschaulichen Ziel gebracht hatte, checkte ich zunächst in einem kleinen Robo-Hotel in einer Seitengasse ein (lies: die Rezeption war nicht besetzt, Kontakt zur Rezeptionistin nur über eine Gegensprechanlage und ein Telefon möglich). Die Einrichtung war schlicht, aber zweckmäßig - mehr brauche ich nicht.

Um mich vor meinem Auftritt noch etwas zu stärken, begab ich mich anschließend auf die Hauptstraße, wo bereits gegen frühen Abend die Bürgersteige hochgeklappt wurden. Schnee und ein eisiger Wind trugen das ihre dazu bei, die Straßen früh verwaisen zu lassen. Dennoch fand ich eine lauschige und gut besuchte Cantina, in der ich einen reich belegten Teigfladen und ein Bier bekam.

Etwas später wurde ich dann abgeholt und wir fuhren zur Bibliothek der Technischen Universität hinüber. Ein Ungeheuer, das mein Buch präsentierte, erwartete mich am Eingang (erfreulicherweise stellte es sich als aus Pappe heraus). Die Lesung fand im Eingangsbereich der Bibliothek statt, die zu diesem Zeitpunkt bereits still und leer war. Nach und nach tröpfelten die Gäste ein - von "strömen" möchte ich nicht sprechen, was aber nicht zuletzt dem Wetter geschuldet gewesen sein dürfte -, bis sich eine kleine, aber ausgesprochen gut gelaunte Zuhörerschar eingefunden hatte.

Ich erzählte ein wenig über mich und wie die "Frontiersmen" das Licht des Universums erblickten. Anschließend las ich vier kurzweilige Passagen aus den ersten Kapiteln vor, um das Western-Setting, die Figuren, Johns Problem und den Weltraum vorzustellen. Mal davon abgesehen, dass mein Mund wegen der warmen Raumluft so staubtrocken war, als hätte ich am Wüstenboden von Briscoll geleckt, kam die Auswahl meinem Empfinden nach gut an.

Nach einem anschließenden Q&A und einer Signierrunde zogen wir dann in kleinerer Runde (nur die Phantopisten und ich) ins geheime Hauptquartier der Phantopia-Bibliothek weiter. Phantopia ist übrigens der älteste, durchgehend existierende Phantastik-Club des Ostens. Bereits seit 1972 setzen sich die Phantopisten für das Genre ein. Anfangs ging es vor allem darum, Phantastik in der DDR überhaupt zugänglich zu machen, und es wurden eher politische Akzente gesetzt. In den letzten Jahren hat die aktuelle Generation durch Rollenspiele, Tabletop, LARP und Lesungen eigene Schwerpunkte gefunden.

In der absolut liebenswert chaotischen Kellerbibliothek, in der das Herz jedes Phantasten einfach höher schlagen musste, erwartete mich dann nicht nur ein zünftiger Bratkartoffel-Eintopf nach Western-Art, sondern auch ein ganz besonderes Geschenk meiner Gastgeber: ein Glasfüller mit meinem Namen, den einer der Phantopisten selbst hergestellt hatte! Nicht nur dafür möchte ich mich noch einmal herzlich bedanken!

Alles in allem war meine erste Lesung ein echtes Vergnügen. Gerne kehre ich zu einem anderen Anlass nach Ilmenau zu Phantopia zurück.






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