Besser spät als nie: eine kurze Nachlese zu meiner ersten "Frontiersmen"-Lesung.
Am 22. Januar war ich bei der Phantopia-Bibliothek in Ilmenau in
Thüringen zu Gast. Nachdem mich mein Eisernes Pferd durch
tiefverschneite Wälder bis zu meinem beschaulichen Ziel gebracht hatte,
checkte ich zunächst in einem kleinen Robo-Hotel in einer Seitengasse
ein (lies: die Rezeption war nicht besetzt, Kontakt zur Rezeptionistin
nur über eine Gegensprechanlage und ein Telefon möglich). Die
Einrichtung war schlicht, aber zweckmäßig - mehr brauche ich nicht.
Um mich vor meinem Auftritt noch etwas zu stärken, begab ich mich
anschließend auf die Hauptstraße, wo bereits gegen frühen Abend die
Bürgersteige hochgeklappt wurden. Schnee und ein eisiger Wind trugen das
ihre dazu bei, die Straßen früh verwaisen zu lassen. Dennoch fand ich
eine lauschige und gut besuchte Cantina, in der ich einen reich belegten
Teigfladen und ein Bier bekam.
Etwas später wurde ich dann abgeholt und wir fuhren zur Bibliothek der
Technischen Universität hinüber. Ein Ungeheuer, das mein Buch
präsentierte, erwartete mich am Eingang (erfreulicherweise stellte es
sich als aus Pappe heraus). Die Lesung fand im Eingangsbereich der
Bibliothek statt, die zu diesem Zeitpunkt bereits still und leer war.
Nach und nach tröpfelten die Gäste ein - von "strömen" möchte ich nicht
sprechen, was aber nicht zuletzt dem Wetter geschuldet gewesen sein
dürfte -, bis sich eine kleine, aber ausgesprochen gut gelaunte
Zuhörerschar eingefunden hatte.
Ich erzählte ein wenig über mich und wie die "Frontiersmen" das Licht
des Universums erblickten. Anschließend las ich vier kurzweilige
Passagen aus den ersten Kapiteln vor, um das Western-Setting, die
Figuren, Johns Problem und den Weltraum vorzustellen. Mal davon
abgesehen, dass mein Mund wegen der warmen Raumluft so staubtrocken war,
als hätte ich am Wüstenboden von Briscoll geleckt, kam die Auswahl
meinem Empfinden nach gut an.
Nach einem anschließenden Q&A und einer Signierrunde zogen wir dann
in kleinerer Runde (nur die Phantopisten und ich) ins geheime
Hauptquartier der Phantopia-Bibliothek weiter. Phantopia ist übrigens
der älteste, durchgehend existierende Phantastik-Club des Ostens.
Bereits seit 1972 setzen sich die Phantopisten für das Genre ein.
Anfangs ging es vor allem darum, Phantastik in der DDR überhaupt
zugänglich zu machen, und es wurden eher politische Akzente gesetzt. In
den letzten Jahren hat die aktuelle Generation durch Rollenspiele,
Tabletop, LARP und Lesungen eigene Schwerpunkte gefunden.
In der absolut liebenswert chaotischen Kellerbibliothek, in der das Herz
jedes Phantasten einfach höher schlagen musste, erwartete mich dann
nicht nur ein zünftiger Bratkartoffel-Eintopf nach Western-Art, sondern
auch ein ganz besonderes Geschenk meiner Gastgeber: ein Glasfüller mit
meinem Namen, den einer der Phantopisten selbst hergestellt hatte! Nicht
nur dafür möchte ich mich noch einmal herzlich bedanken!
Alles in allem war meine erste Lesung ein echtes Vergnügen. Gerne kehre
ich zu einem anderen Anlass nach Ilmenau zu Phantopia zurück.
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