Samstag, 28. Februar 2015

Mr. Spock lebt! - Gedanken zum Tod von Leonard Nimoy

Am 27. Februar starb Leonard Nimoy, den meisten von uns vor allem bekannt als Mr. Spock des Raumschiffs Enterprise, und die Fan-Welt trug Trauer. So viele Formen der Kondolenzbekundung habe ich selten bei Facebook gesehen. Manche legten spontan den Film „Auf der Suche nach Mr. Spock“ ein, und auf „Star Trek Online“ versammelten sich Hunderte im stillen Gedenken auf Vulkan, um Mr. Nimoy die letzte Ehre zu erweisen.

Tatsächlich fällt es mir schwer, um Leonard Nimoy aufrichtig zu trauern. Natürlich war er ein Mensch, und wie der Tod jedes anderen Menschen ist auch der seine traurig, vor allem für sein unmittelbares Umfeld. Aber er war 83 und hatte ein erfülltes Leben. Man kann sich ein schlimmeres Ende vorstellen. Zumal ich ihn persönlich auch gar nicht kannte. Seinen Twitter-Einträgen zufolge war er ein feinsinniger und kultivierter Mann – zumindest in den letzten Jahren. Solche Menschen schätze ich. Ich bin sicher, er hätte mich beeindruckt, wenn wir einander je begegnet wären, und das nicht nur, weil er eine Berühmtheit war. Und eine Berühmtheit war er. Dabei ging sein Ruhm weit über den eines gewöhnlichen Schauspielers hinaus. Leonard Nimoy war unsterblicher Teil der Popkultur.

Wobei das genau genommen nur halb stimmt: Mr. Spock war und ist unsterblicher Teil der Popkultur, die Rolle, die für Nimoy zum zweiten Ich wurde. Wie nur selten sonst sind hier Person und Kunstfigur im Laufe der Jahrzehnte zu einem Ganzen verschmolzen. Kein Wunder also, dass viele in diesen Stunden sagen und schreiben, Mr. Spock sei gestorben. Dabei ist das gar nicht wahr. Mr. Spock lebt! Er hilft gerade den Exil-Romulanern dabei, in J.J. Abrams’ „Star Trek“-Paralleluniversum eine neue Heimat zu finden, eine würdige Altersaufgabe für einen Mann, der so viel für das „Prime Universe“ getan hat (man denke nur an die Friedensbemühungen zwischen Föderation und Klingonen oder die zwischen Vulkaniern und Romulanern).

Mr. Spock in Gestalt von Leonard Nimoy war für mich in meiner Jugend ein großes Vorbild. Von ihm habe ich den vulkanischen Gruß und das fragende Hochziehen einer Augenbraue gelernt. Er hat mir vorgelebt, dass ein ruhiger, kühler Geist, der stets versucht, vorurteilsfrei, neugierig und bedacht zu sein, ein erstrebenswertes Ideal im gesellschaftlichen Umgang ist. Der Außenseiter namens Spock kam dem Nerd namens Bernd sehr entgegen. Und gerade weil Spock im Grunde auch Nimoy war (jeder andere Schauspieler hätte die Figur anders interpretiert), bin ich Mr. Nimoy zutiefst zu Dank verpflichtet für alles, was er mir, was er allen Fans gegeben hat.

Vermutlich habe ich eingangs gelogen, als ich behauptete, sein Tod würde mich nicht mit Trauer erfüllen. Wäre dem tatsächlich so, wäre es mir nicht so wichtig gewesen, ein paar Abschiedsworte zu verfassen. Abschließend möchte ich eine „Star Trek“-Analogie bemühen: Genau wie Mr. Spock hat Leonard Nimoy nun das Prime Universe verlassen … Doch irgendwo da draußen mag sein Weg weitergehen. Und auch wenn er nicht mehr unter uns weilt, werden wir ihn sicher nie vergessen. Denn so wie Mr. Nimoy Mr. Spock zum Leben erweckte, wird Mr. Spock nun Mr. Nimoy ewig leben lassen.