Dienstag, 9. Juli 2013

Ich bin der Boss! Hurra! Oder?

Es ist schon ein etwas seltsames Gefühl. Seit 1. Juli arbeite ich in Vollzeit als freischaffender Autor und Übersetzer. Jetzt bin ich ganz mein eigener Boss, was unbestreitbar einige Vorteile hat. Ich bestimme (mehr oder weniger), was ich mache und wann ich es mache. Heißt aber auch: Ich habe keinen bezahlten Urlaub mehr, wenn ich krank bin, verdiene ich weniger im Monat, und vor allem trifft mein Gehalt nicht mehr regelmäßig auf dem Konto ein. Bislang war es ja so, dass ich durch meine zusätzliche Arbeit beim Filminstitut ein gewisses monatliches Grundgehalt bezogen habe, mit dem ich im Wesentlichen meine laufenden Kosten bestreiten konnte. Ich musste mir also nie Gedanken darüber machen, dass mein Girokonto irgendwann leer sein könnte.

Dieses Sicherheitsnetz bin ich nun los. Jetzt bin ich voll und ganz davon abhängig, dass meine Geschäftspartner ordentlich und zeitnah die Rechnungen bezahlen, die ich ihnen stelle. Geschieht das nicht (und machen wir uns nichts vor: viele Verlage sind notorisch träge im Begleichen von Ausständen, auch wenn sie am besten wissen müssten, dass wir Freischaffenden das Geld brauchen), muss ich an meine Reserven – zumindest zeitweilig, bis das ausstehende Geld eintrifft. Das mag nur übergangsweise sein, fühlt sich aber trotzdem nicht gut an. Niemand geht gerne an die Reserven.

Ich bin gespannt, wie sich die nächsten Monate entwickeln. Im Grunde stehen Autoren und Übersetzer ja schon besser da, als viele andere Freischaffende, denn durch die langen Vorlaufzeiten in der Buchproduktion sind unsere Terminkalender eigentlich immer über Monate im Voraus gut gefüllt. Eine gewisse Planungssicherheit ist also da. Daher werde ich sicher erst nach ein oder zwei Jahren ein Urteil darüber fällen können, ob dieser Schritt, der aus meinem geplanten Umzug Richtung Süden erwachsen ist, letztlich der Richtige war – oder ob ich doch besser schlafe, wenn ich mir wieder eine feste Teilzeitbeschäftigung suche, die meinem Schreiben ein Fundament bietet, das sich zumindest subjektiv stabiler anfühlt als der Boden, auf dem ich mich ab jetzt bewege.