Donnerstag, 23. April 2020

Der vierte Haken auf der Liste

Ich war in letzter Zeit ziemlich ruhig in Sachen Social Media. Das hatte damit zu tun, dass sehr viel Arbeit auf meinem Schreibtisch lag. Womit ich beschäftigt war? Unter anderem mit einem neuen Roman, der im „Shadowrun“-Universum angesiedelt ist. Der Perplies hat einen „Shadowrun“-Roman geschrieben?! Oh, ja! :-) Und es war ein weiter Weg bis dahin.

„Shadowrun“ und ich, das ist mittlerweile eine 28-jährige On-Off-Liebe. Anfang der 1990er habe ich mir das Grundregelwerk der ersten Edition gekauft, das mit dem dunkelblauen Einband und dem Elfendecker, dem indianischen Straßensamurai und der Magierin in Hotpants auf dem Cover (und vermutlich war die Magierin damals der Hauptgrund für den Erwerb). Parallel dazu zogen die ersten Romane von Heyne bei mir ein, beginnend mit Robert N. Charrettes „Lass ab von Drachen“ (ein Rat, der auch heute noch klug ist). Bis zur „Deutschland in den Schatten“-Trilogie von Hans-Joachim Alpers habe ich die Romanreihe seinerzeit verfolgt, danach wurde ich durch „Star Wars“ und sein erblühendes Expanded Universe abgelenkt.

Die zweite Edition „Shadowrun“ habe ich vollkommen verpasst, die dritte nur als Spieler einer kurzlebigen Rollenspielrunde erlebt. Neue Romane nahm ich aber zwischendurch immer wieder in die Hand, zunächst nur als Konsument, später auch als Rezensent.

Mit „Shadowrun 4.01D“ stieg ich 2005 wieder stärker in das Universum ein, seitdem haben mehr als zwei Regalbretter Regelwerke, Quellenbücher und Abenteuerbände bei mir Einzug gehalten, ganz zu schweigen von zwei Dutzend der neueren Romane.

2008 gelang mir bekanntlich mit dem Fantasy-Roman „Tarean – Sohn des Fluchbringers“ der Wechsel vom Romanleser zum Romanautor, und als sich abzeichnete, dass aus meinem langjährigen Hobby des Geschichtenerzählens ein Beruf werden würde, legte ich mir eine Liste mit fünf Franchises an, zu denen ich zukünftig unbedingt ein Buch beisteuern wollte – auch das habe ich hier und da schon mal erwähnt. „Shadowrun“ gehörte natürlich dazu.

Nun wollte es der dumme Zufall, dass sowohl Fantasy Productions als auch Heyne just 2008/2009 die Veröffentlichung von „Shadowrun“ einstellten. Doch kurz danach übernahm Pegasus Spiele die Lizenz, und da ich schon damals eng mit dem Verlag verbunden war (als Chefredakteur der Website Ringbote Online sowie als Übersetzer), habe ich direkt angefangen, Jan-Christoph Steines, den verantwortlichen Redakteur, mit meinem Wunsch zu nerven, mal einen deutschen „Shadowrun“-Roman schreiben zu dürfen.

Zehn Jahre später ist dieser Roman endlich da. Oder sagen wir: Beinahe da. Aktuell werden noch die letzten Fahnenkorrekturen vorgenommen, Anfang Mai geht das Buch dann in den Druck, und Mitte Juni schon soll es in jedem gut sortierten Hobbyshop zu finden sein.

Der Roman trägt den Titel „Nachtmeisters Erben“, und wer sich ein wenig in der Welt von „Shadowrun“ auskennt, weiß, dass Nachtmeister ein wichtiger Großdrache war, der dem Frankfurter Bankenverein in Groß-Frankfurt vorstand (und der damit praktisch der Herrscher dieses Metroplexes war). 2062 lieferte er sich ein spektakuläres Duell mit seinem Rivalen, dem Großdrachen Lofwyr, dem Herrn von Saeder-Krupp in Essen, einem der größten Konzerne der Welt. Dabei – und das ist jetzt kein Spoiler, wenn man sich den Buchtitel anschaut – kam Nachtmeister zu Tode. Die schockwellenartigen Auswirkungen dieses Ereignisses sind auch im Jahr 2080, in dem der Roman angesiedelt ist, noch zu spüren. (Und haben mir wirklich einiges an Metaplot-Recherche in den „Shadowrun“-Quellenbüchern der letzten fast zwei Jahrzehnte, abgefordert – Spielzeit und Realzeit schreiten, das muss man wissen, bei der „Shadowrun“-Produktreihe ähnlich schnell voran.)

Natürlich geht es nicht nur um Ränkespiele in oberen Konzernetagen. „Shadowrun“ wäre nicht „Shadowrun“, wenn es nicht auch die kleinen Gauner von der Straße gäbe – Runner –, die in eine Sache verwickelt werden, die ihnen über den Kopf wächst. So ist es auch hier. Die zwei Rigger Cowboy und Nitro, die mit ihrem stark aufgemotzten GMC Commodore Muscle-Car auf den Straßen der Allianz Deutscher Länder unterwegs sind, lassen sich für einen Transportauftrag von Berchtesgaden nach Groß-Frankfurt anheuern. Dabei kriegen sie weitaus mehr Ärger, als sie je gedacht hätten …

Viel mehr möchte ich gar nicht verraten. Der Roman erscheint – wie gesagt – am 15. Juni und wird 14,95 Euro kosten. Ich bin sehr froh, dass es nach der langen Zeit endlich geklappt hat, diesen vierten Haken auf meiner Liste zu setzen. Jetzt fehlt nur noch der „Star Wars“-Roman. Dann brauche ich eine neue Liste.