Dienstag, 30. Oktober 2012

Gelesen: "Casino Royal" von Ian Fleming

Mal wieder möchte ich euch ein Buch vorstellen, das ich in den letzten Tagen gelesen habe. Es ist - für meine Leseverhältnisse - etwas ungewöhnlich, da es nichts mit Fantasy, SF oder Mystery zu tun hat. Vorhang auf für "James Bond - Casino Royale".

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James Bond - Casino Royale

Er ist der bekannteste Spion der Popkultur; schöne Frauen, schnelle Autos und der Wodka-Martini (geschüttelt, nicht gerührt) sind seine Markenzeichen. Die Rede ist von Bond, James Bond, 007. Doch wie viele von uns kennen eigentlich die Originalromane von Ian Fleming? Ist unser Bild von Bond nicht eher durch die Kinofilme – im Fernsehen in Dauerschleife wiederholt – geprägt?

Bei mir war das jedenfalls so. Mein erstes Bild von Bond war Roger Moore, ein Sprüche klopfender Gentlemanspion. Später gesellte sich Sean Connery dazu, der etwas rohere, maskulinere Typ. George Lazenby und Timothy Dalton habe ich irgendwie übersprungen. Mit Pierce Brosnan ging Bond für mich im Kino los, gefolgt von Daniel Craig. Nun habe ich „Casino Royale“, das Ur-Bond-Abenteuer, erstmals auch gelesen, in der neu übersetzten und wunderschön aufgemachten Edition von Cross Cult. Und ich stelle fest, dass mich die Filme belogen haben – also zumindest zum Teil.

Punkt eins scheint keiner der Bond-Darsteller den Roman-Bond so richtig zu treffen. Den einen – Sean Connery und Daniel Craig – fehlt die zweifelnde, ohnmächtige Seite. Den anderen die unverhohlen körperbetonte Männlichkeit. (Nun vergleiche ich hier vielleicht unfair, weil der „Casino Royale“-Bond sich vom Bond der späteren Romane unterscheiden mag. Das wird sich erst nach weiterer Lektüre erweisen.) Jedenfalls hat es mich überrascht, wie Bond hier gezeichnet wird. Auf der einen Seite haben wir einen Profi, der auf der anderen Seite unglaublich leichtsinnig agiert und denkt. Einmal ist er ein eiskalter Mistkerl, dann wieder überrascht er durch philosophische Gedanken über Gut und Böse, durch tiefste Verunsicherung und eine fast bemitleidenswerte Sprachlosigkeit im Umgang mit der Frau, in die er sich gegen seinen Willen verliebt.

Vor allem das letzte Drittel des Romans fällt hier aus dem bekannten Rahmen, wobei wir bei Punkt zwei wären. Die Handlung von „Casino Royale“ entspricht über weite Teile dem, was wir auch aus der modernen Leinwand-Adaption mit Daniel Craig kennen. Doch wo diese als harter Actionfilm rüberkommt, schlägt das Buch deutlich leisere Töne an, intimer im Blick auf seine Hauptfigur, detailfreudig im Duell Bond gegen Le Chiffre, aber beinahe spröde, wenn es um Explosionen und Verfolgungsjagden geht. Und dann, nach dem Tod Le Chiffres, wenn man eigentlich nur noch den Epilog und Abspann erwartet, nimmt das Buch auf einmal auch noch eine völlig neue Richtung. Auf langen Seiten wird Bonds Genesung geschildert und sein Versuch, mit Vesper Lynd (dem Bond-Girl des Buchs) eine Beziehung zu beginnen. Der kurze, schmerzvolle Verlauf dieser Beziehung wird das Thema bis zum Ende bleiben und nimmt etwa 60 der insgesamt 240 Seiten am Schluss ein. (Im Film gibt es diesen „Epilog“ übrigens auch, wie ich noch einmal nachgeschaut habe – allerdings stark gerafft und deutlich abgewandelt, um für mehr Action zu sorgen.)

Diese Art von Dramaturgie überrascht schon, denn das Titel gebende Casino und das gefährliche Kartenduell zwischen Bond als westlichem Agenten und Le Chiffre als Vertreter des Ostblocks liegen da schon lange hinter uns. Kurioserweise sorgt diese Irritation nicht dafür, dass einem das Buch plötzlich schlecht durchdacht erscheint. Im Gegenteil wird es mehr als nur ein Agentenabenteuer, es wird auch eine Charakterstudie des Mannes James Bond. Ich bin mal gespannt, wie sich diese Art von Ian Fleming, einen Roman zu schreiben, in den nächsten Bond-Geschichten fortsetzt.

Fazit: Für alle, die an den Wurzeln des Bond-Mythos interessiert sind, ist „Casino Royale“ in dieser erstmals ungekürzten und originalgetreuen Übersetzung praktisch ein Muss. Auch allen, die sich fürs Genre der Agentengeschichten erwärmen können, sei dieser Klassiker ans Herz gelegt. Filmfans müssen jedoch gewarnt werden. Dieser Bond ist anders, als wir ihn von der der Leinwand her kennen.

James Bond – Casino Royale
Agenten-Roman
Ian Fleming
Cross Cult 2012
ISBN: 978-3-86425-070-5
240 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 11,80

Montag, 1. Oktober 2012

HomBuch-Preis 2013

Ein neuer Preis betritt die Buchlandschaft: Der "HomBuch-Preis"

Bis zum 15. November können Autoren in vier verschiedenen Kategorien vorgeschlagen werden:

  – Krimi / Thriller
  – Science Fiction; Fantasy, Horror
  – Romane/Erzählungen (Belletristik)
  – Kinder-/und Jugendbuch

Die Autorin / der Autor, der in seiner Kategorie am häufigsten vorgeschlagen wurde, erhält auf der HomBuch den Preis.

Wenn dem ein oder anderen von euch eines meiner Bücher gefallen hat, freue ich mich über eine Stimme. Achtung: Es ist egal, welches Buch ihr angebt. Das hier ist ein Autorenpreis, also zählt nur der Name. Bitte wählt für alles außer "Drachengasse 13" die Rubrik "Fantasy", um Stimmen nicht unnötig zwischen zwei Rubriken zu splitten. Und bei D13 tragt - im Fall des Falles - einfach meinen Autorenkollegen Christian Humberg und mich zusammen ein. Danke! :)

Hier geht's zur Abstimmung.

(Am Besten einfach per Email teilnehmen. Die Veranstalter sind seriös (kenne ich persönlich), d.h. es wird keine Spam-Mails danach geben.)