Freitag, 15. April 2011

Schülerbelustigung

Am Dienstag, den 12. April, war ich erstmals in einer Schule (unweit von Darmstadt) zu Gast, um dort vor Schülern der 6. Klassen aus meiner "Tarean"-Trilogie vorzulesen. Weil wir im Vorfeld nicht so genau darüber gesprochen hatten und ich in meiner grenzenlosen Naivität an meine eigene Schulzeit zurückdachte, rechnete ich mit jeweils einer Klasse bestehend aus vielleicht 25 Schülern für jede der zwei an diesem Vormittag geplanten 90-Minuten-Veranstaltungen. Entsprechend bestand meine Ausrüstung - neben den drei "Tarean"-Bänden - aus jeweils 50 Autogrammkarten "Tarean" und "Magierdämmerung". Würde schon reichen, dachte ich. Wie sehr ich doch irren sollte...

Am Eingang der Schule, die ich Dank einer fröhlichen Tour quer durch Darmstadt statt um 9:15 Uhr erst gegen 9:30 Uhr erreichte, wurde ich sogleich von der die Veranstaltung koordinierenden Buchhändlerin und der Lehrerin, die das Ganze innerhalb der Schule angeleiert hatte, empfangen. An Horden von Schülern vorbei ging es erst einmal zum "Aufwärmen" ins Lehrerzimmer. Es dürfte so ungefähr das erste Mal seit fünfzehn Jahren gewesen sein, dass ich ein Lehrerzimmer von innen sah - und dann ganz gemütlich mit der Schulleiterin plaudernd in einer Sofa-Ecke voller Lehrer zu sitzen, dürfte sogar eine Premiere gewesen sein. Glücklicherweise liegt meine eigene Schulzeit so lange zurück, dass mich das nicht im Mindesten beunruhigen konnte.

Etwas unruhiger wurde ich dann, als ich die Aula sah, in der ich lesen sollte. Irgendetwas hatte ich doch falsch verstanden im Vorfeld. Es sollten jeweils drei Klassen mit jeweils etwa dreißig Schülern an der Lesung teilnehmen, also ein Publikum von fast Hundert Leuten. Sollte ich vielleicht ein paar Autogrammkarten zu wenig eingepackt haben? Und wie unruhig werden Hundert Leute, wenn sie eigentlich lieber im Pausenhof herumtoben wollen, statt einem Kerl zuzuhören, der da vorne eine Fantasy-Geschichte vorliest?

Zum Glück war zumindest meine zweite Sorge unberechtigt. Natürlich war es nicht mucksmäuschenstill in einem Saal wie diesem, aber es gab doch offensichtlich genug Schüler (vor allem Jungs), die mit leuchtenden Augen "den Autor" in ihrer Mitte anstarrten, dass ich mit den Kindern relativ leichtes Spiel hatte. Natürlich wurde ich zwischen den vorgelesenen Textstellen mit Fragen jeder Art gelöchert: Kann man vom Schreiben leben? Kann wirklich jeder, der will, ein Buch schreiben? Schreiben Sie jedes Exemplar, das in den Buchhandlungen liegt, selbst? (Äh: Jain, Ja und Nein.) In der Pause wurde ich dann bezüglich meiner ersten Sorge bestätigt: Natürlich wollten ALLE Kinder eine Autogrammkarte und am liebsten gleich mehrere und weil es zu wenig gab, bedrängten sie mich wie einen Hollywoodstar auf dem roten Teppich (ohne Absperrung!) und dann klaute der Lukas dem Daniel die Karte und die von der Lisa war sofort verschmiert und schließlich musste ich versprechen, der Schule nochmal einen ordentlich Satz Karten zu schicken. Kein Problem. Mache ich gerne. :)

Am Ende des Vormittags war ich redlich geschafft, aber das Echo meiner jungen Zuhörer war so euphorisch (und das der Veranstalter ebenso), dass ich das Erlebnis nicht hätte missen wollen. Die nächste Schullesung (diesmal unweit von Siegen) ist bereits geplant. Ich freue mich drauf! (Und bin diesmal besser vorbereitet! ;) )

2 Kommentare:

  1. Das klingt aber mal wirklich nach einem denkwürdigen Erlebnis. :)
    Ich stell mir das wirklich super vor, so von den Kindern umschwärmt zu werden - gibt es eigentlich eine schönere Bestätigung für einen Autor, als begeisterte Leser/Zuhörer? :)

    AntwortenLöschen